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2.1 Evaluation der niedersächsischen Sozialtherapie

(Kontakt: Marcel Guéridon, Prof. Dr. Stefan Suhling)

Die Evaluation der Sozialtherapie umfasst die wissenschaftliche Begleitung und Überprüfung der sozialtherapeutischen Behandlung in Niedersachsen. Um die Wirkungen (und Nebenwirkungen) der sozialtherapeutischen Behandlung verlässlich bewerten und nützliche Ergebnisse generieren zu können, ist eine „ganzheitliche“ Evaluationsforschung notwendig. Zu diesem Zweck werden Daten über alle Inhaftierten, die wegen schwerer Gewalt- oder Sexualstraftaten verurteilt wurden, anhand eines Dokumentationssystems erhoben. Einige Jahre nach der Entlassung werden Informationen zu erneuter Straffälligkeit eingeholt.

Für die Kohorte der 2003-2008 Entlassenen ist die Datenerhebung sowie die Datenaufbereitung abgeschlossen. Umfangreiche Auswertungen werden aktuell durchgeführt.

Für die Zeit nach 2008 wird über eine Kompletterhebung aller Gefangenen, die wegen eines der in § 104 Abs. 1 NJVollzG genannten Delikte verurteilt wurden, eine noch bessere Datenlage verfügbar sein. So wird über die Evaluation der sozialtherapeutischen Einrichtungen hinaus auch die Betrachtung aller wegen schwerer Gewalt- und Sexualstraftaten inhaftierten Personen in Niedersachsen möglich.

Dabei lauten die Fragestellungen unter anderem:

  • Welche psychosozialen Merkmale weisen die sozialtherapeutisch Behandelten auf?
  • Welche Merkmale hängen mit Rückverlegung oder erfolgreichem Absolvieren der Sozialtherapie zusammen?
  • Wirkt sozialtherapeutische Behandlung? Werden die Absolventen der Sozialtherapie seltener oder anders rückfällig als unbehandelte Straftäter?
  • Sind Veränderungen im Lauf der Therapie (dynamische Risikofaktoren) geeignet, Legalbewährung bzw. Rückfälligkeit vorherzusagen?
  • Welche anderen Faktoren wirken sich neben der Behandlung auf die Reintegration aus (bspw. soziale Beziehungen, finanzielle Situation, Konsum von Rauschmitteln, Arbeitsmarktintegration)?
  • Gibt es Unterschiede zwischen den sozialtherapeutischen Einrichtungen?

Neben der Wirksamkeitsevaluation werden im Rahmen der Begleitforschung weitere Projekte durchgeführt (z.B. Klima in der Sozialtherapie; Evaluation der Sozialtherapie für Frauen)

Im Projekt können regelmäßig Qualifikationsarbeiten angerfertigt werden. Für die Analyse von Gefangenenpersonalakten werden zudem regelmäßig studentische Hilfskräfte benötigt. Bei Interesse bitte bei Prof. Stefan Suhling oder Marcel Guéridon melden.

Veröffentlichungen:

Endres, J. & Suhling, S. (2024). Behandlung im Justizvollzug: Sozialtherapie und Sicherungsverwahrung. In B. B. Völlm & B. Schiffer (Hrsg.), Forensische Psychiatrie: Rechtliche, klinische und ethische Aspekte (S. 295-308). Berlin: Springer.

Suhling, S. & Guéridon, M. (2024). Effekte unbegleiteter Lockerungen aus der Sozialtherapie auf die Beschäftigungssituation bei Entlassung. Monatsschrift für Kriminologie und Strafrechtsreform, 107, 81-101.

Guéridon, M. & Suhling, S. (2022). 18 Jahre Begleitforschung zur Sozialtherapie in Niedersachsen. In W. Wirth & S. Bieneck (Hrsg.), Empirische Forschung im Strafvollzug: Dokumentations-, Evaluations- und Innovationsprojekte der Kriminologischen Dienste (S. 127-138). Wiesbaden: Gesellschaft für Fortbildung der Strafvollzugsbediensteten.

Guéridon, M. & Suhling, S. (2020). Welche Rolle spielt die Gefährlichkeit für die Verlegung in eine sozialtherapeutische Einrichtung? Ein Plädoyer für die Modellierung vollzuglicher Selektionsprozesse. Forensische Psychiatrie, Psychologie, Kriminologie, 14(1), 106-116.

Guéridon, M. (2016). Ist eine Evaluation der Wirksamkeit von Sozialtherapie überhaupt möglich? Rechtspsychologie, 2(3), 285-309.

Suhling, S., & Guéridon, M. (2016). Vergleiche zwischen sozialtherapeutischen Einrichtungen. Forensische Psychiatrie, Psychologie, Kriminologie, 10(1), 32-44.

Guéridon, M. & Suhling, S (2015). Sozialtherapie im Jugendstrafvollzug: Was ist das, was soll das und bringt das was? Zeitschrift für Jugendkriminalrecht und Jugendhilfe, 26 (2), 130-139.

Vorträge:

Guéridon, M. (2022). Bildung und berufliche Förderung in den sozialtherapeutischen Einrichtungen des niedersächsischen Justizvollzuges: Bedarfe, Maßnahmen und Ergebnisse. 17. Wissenschaftliche Fachtagung der Kriminologischen Gesellschaft, Hannover.

Guéridon, M. & Suhling, S. (2019). Die Modellierung von Selektionsprozessen im Justizvollzug. 18. Tagung der Fachgruppe Rechtspsychologie der Deutschen Gesellschaft für Psychologie, Hildesheim.

Guéridon, M. (2018). Are context dependency and effect heterogeneity a problem for valid and useful correctional research? DoktorandInnenworkshop Rechtspsychologie, Mainz.

Guéridon, M. & Suhling, S. (2018). 16 Jahre Evaluation Sozialtherapie in Niedersachen. Rückblick, Bestandsaufnahme und Zukunft. Arbeitstreffen Sozialtherapie, MPICC Freiburg.

Guéridon, M. & Suhling, S. (2016). Treatment outcome and effects of treatment discontinuation – Evidence from German social therapy. 14th International Conference of the International Association for the Treatment of Sexual Offenders, Kopenhagen.

Guéridon, M. (2016). Are those who get it those who should get it? - Treatment Effect Heterogeneity in Offender Treatment. 16th Annual Conference of the European Society for Criminology, Münster.

Guéridon, M. (2015). Predictors of Treatment Outcome and Effects of Treatment Discontinuation. EAPL + World Conference, Nürnberg.

Guéridon, M. & Suhling, S (2014). Predictors of Treatment Attrition – Evidence from German Social Therapy. 14th Annual Conference of the European Society for Criminology, Prag.

Guéridon, M. (2014) Von der Vorhersage von Therapieabbrüchen zur Verhinderung erneuter Straftaten. Tagung des Norddeutschen Kriminologischen Gesprächskreise, Bielefeld.

Guéridon, M. & Suhling, S. (2013). Evaluation der Sozialtherapie in Niedersachsen. Tagung des Norddeutschen Kriminologischen Gesprächskreise, Bielefeld.

Artikel-Informationen

Ansprechpartner/in:
Herr Prof. Dr. Stefan Suhling

Bildungsinstitut des niedersächsischen Justizvollzuges
Kriminologischer Dienst
Fuhsestraße 30
29221 Celle
Tel: 0 51 41 / 59 39 - 403

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